Brexit Reset: Ein Modus Vivendi

Die Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien waren nach dem Brexit-Referendum im Jahr 2016 frostig. Die Verhandlungen zogen sich bis zur letzten Sekunde, bis Großbritannien schließlich einem Austrittsabkommen zustimmte und zum Jahresbeginn 2020 die EU endgültig verließ. Ein weiteres Jahr war nötig, um sich auf ein Handelsabkommen zu einigen.

Die Nachwehen dieser Zeit sind in der britischen Innenpolitik noch immer spürbar. Die unzähligen Abstimmungen und emotionalen Debatten im Parlament haben das Land gespalten. Doch auch für die EU war das Ergebnis des Referendums ein Schock. Sie sah sich nun mit dem Verlust eines, wenn auch seltsamen, so doch respektierten Mitgliedstaates konfrontiert.

Kurz nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU zog die Coronavirus-Pandemie über die Welt, gefolgt von der Invasion Russlands in der Ukraine. Diese globalen Herausforderungen verschoben die Prioritäten sowohl für das Vereinigte Königreich als auch für die EU. Großbritannien tat sich schwer damit, deutlich zu machen, dass es weiterhin Teil Europas ist, wenn auch nicht als Mitgliedstaat der EU. Zudem entwickelten sich die USA zu einem zunehmend unzuverlässigen Akteur in der internationalen Politik, indem sie sämtliche Parameter der europäischen Nachkriegspolitik über den Haufen warfen. Nachdem sich der Krieg zwischen Russland und der Ukraine hinzog, führte britische Expertise zu einer erneuten Annäherung Londons an Brüssel. Zwar gibt es weiterhin einige offene Themen, die nach dem Brexit ungeklärt blieben, doch hat sich die Stimmung geändert. Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit in einer neuen Form der Partnerschaft ist auf beiden Seiten vorhanden.