Frauen in der Spitzenpolitik in Österreich anlässlich des Weltfrauentages am 8. März

1. Allgemeines

Die Genderbilanz hat sich in der österreichischen Spitzenpolitik im vergangenen Jahr durchaus erfreulich entwickelt.

Mit einem Frauenanteil von 46,7 %, der gegenüber dem Vorjahr gleichgeblieben ist, übertrifft die österreichische Bundesregierung den EU-Durchschnitt von 32,3 % bei weitem. Von den 15 Regierungsmitgliedern sind 7 weiblich.

Seit kurzem üben die Staatssekretärsfunktionen zwei Frauen aus; das ist ein Anstieg von 50 % auf 100 %.

Nimmt man die zwei Staatssekretärinnen zu den Regierungsmitgliedern dazu, so sind nunmehr von den 17 Mitgliedern der Bundesregierung im weiteren Sinn 9 weiblich. Das ist ein Prozentsatz von 52,9 % gegenüber 47,1 % im Jahr davor.

Im Nationalrat hat der Anteil der Frauen erstmals die 40 %-Marke überschritten. Von den 183 Abgeordneten zum Nationalrat sind 76 weiblich. Das ist ein Prozentsatz von 41,5 % gegenüber 39,9 % im Vorjahr.

Im Bundesrat ist der Frauenanteil zwar von 42,6 % auf 41,0 % leicht gesunken. Allerdings führt eine Frau, nämlich die Vorarlbergerin Christine Schwarz-Fuchs, im ersten Halbjahr 2022 den Vorsitz in der Zweiten Kammer.

Auch bei den Landesregierungen (ohne nicht amtsführende Stadträte in Wien) erhöht sich der Anteil der Frauen von 38,2 % auf 39,7 %. Es sind also 27 von 68 Landesregierungsmitgliedern weiblich; im Gegensatz zu 26 im Vorjahr.

Es gibt nach wie vor eine Landeshauptfrau, und zwar Johanna Mikl-Leitner in Niederösterreich.

Auch in den Landtagen steigt der Frauenanteil von 35,7 % im Vorjahr auf 36,6 %, also von 157 auf 161 weibliche Landtagsabgeordnete. In den Landtagen gibt es insgesamt 440 Mandatare.

Von den 19 in Österreich gewählten Mitgliedern des Europäischen Parlaments, sind nach wie vor 8 weiblich. Das ist ein Anteil von 42,1 %.

Die Achillesferse stellen allerdings die Gemeinden dar. Wenn auch die Zahl der Bürgermeisterinnen und weiblichen Gemeinderäte leicht gestiegen ist, liegt Österreich in diesen Bereichen weit unter dem EU-Durchschnitt. Bei den Bürgermeisterinnen liegt der EU-Durchschnitt bei 17,4 %; in Österreich gibt es lediglich 9,5 % Gemeindevorsteherinnen. Ähnlich ist die Situation bei den Gemeinderätinnen. Während im EU-Durchschnitt 34,4 % der Mitglieder des Gemeinderates weiblich sind, liegt der Frauenanteil in Österreich bei 24,6 %.

 

2. Bundesregierung

Mit einem Frauenanteil von 46,7 % liegt die österreichische Bundesregierung nach wie vor im Spitzenfeld der EU-Staaten. Damit nimmt Österreich gemeinsam mit Estland und Litauen den 6. Platz ein, und zwar nach Spanien (60,9 %), Finnland (57,9 %), Belgien (53,3 %), Frankreich (51,2 %) und Schweden (50,0 %).

Von den 15 Regierungsmitgliedern sind 7 weiblich, genau wie im Vorjahr.

Nimmt man die 2 Staatssekretärinnen dazu, so sind nunmehr von den 17 Mitgliedern der Bundesregierung im weiteren Sinn 9 weiblich. Das ist ein Prozentsatz von 52,9 %.

 

3. Nationalrat

Die Zahl der weiblichen Abgeordneten beträgt derzeit 76 gegenüber 73 im Jahr davor. Das ist ein Anteil von 41,5 % (gegenüber 39,9 % im Vorjahr).

Die 76 weiblichen Abgeordneten teilen sich auf die Klubs wie folgt auf:

ÖVP                                     27

SPÖ                                     20

FPÖ                                       5

Grüne                                  15

NEOS                                    8

ohne Fraktion                       1

 

4. Bundesrat

Von den 61 Bundesräten sind derzeit 25 weiblich. Das ist ein Anteil von 41,0 %. Im Vorjahr gab es 26 Bundesrätinnen; das waren 42,6 %.

Diese 25 Bundesrätinnen verteilen sich auf die Bundesratsfraktionen wie folgt:

ÖVP                                     11

SPÖ                                     10

FPÖ                                       2

Grüne                                    2

Außerdem ist erwähnenswert, dass im ersten Halbjahr 2022 die Vorarlbergerin Christine Schwarz-Fuchs den Vorsitz in dieser Kammer führt.

 

5. EU-Parlament

Von den 19 in Österreich gewählten Mitgliedern des Europäischen Parlaments sind nach wie vor 8 weiblich. Das ist ein Prozentsatz von 42,1 %.

Die 8 Frauen verteilen sich auf die parlamentarischen Klubs wie folgt:

ÖVP                                      3

SPÖ                                      2

Grüne                                   2

NEOS                                    1

6. Landesregierungen

In Österreich gibt es derzeit 73 Mitglieder von Landesregierungen, wenn man darin die fünf nicht amtsführenden Stadträte in Wien einrechnet; per Februar 2022 sind davon 29 weiblich. Das ist ein Prozentsatz von 39,7 %. Im Vorjahr waren es ebenso viele.

Ohne die nicht amtsführenden Stadträte in Wien beträgt die Zahl der Landesregierungsmitglieder 68; per Februar 2022 sind davon 27 weiblich. Das ist ein Prozentsatz von 39,7 % gegenüber 38,2 % im Jahr davor.

Die Landesregierungsmitglieder (inkl. nicht amtsführende Stadträte in Wien) verteilen sich auf die Parteien wie folgt:

ÖVP                                      12

SPÖ                                      12

FPÖ                                        0

Grüne                                     4

NEOS                                      1

Der höchste Frauenanteil besteht derzeit in der Steiermark und in Tirol mit je 50,0 %. Es folgen Kärnten und Vorarlberg mit je 42,9 % sowie das Burgenland mit 40 %; dahinter liegen Wien mit 38,5 %, Niederösterreich und Oberösterreich mit je 33,3 % sowie Salzburg mit 28,6 %.

Nach wie vor gibt es eine Landeshauptfrau, und zwar Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) in Niederösterreich.

Details über die Verteilung der Landesregierungsmitglieder auf die einzelnen Bundesländer bzw. Parteien per Februar 2022 können den Anlagen 1 und 2 entnommen werden.

 

7. Landtage

In Österreich gibt es insgesamt 440 Landtagsabgeordnete. 161 davon sind derzeit weiblich (im Vorjahr: 157). Das ist ein Frauenanteil von 36,6 %. Im Jahr davor waren es nur 35,7 %.

Prozentuell am meisten Frauen in den Landtagen gibt es mit 44,4 % in Vorarlberg; danach folgen Wien mit 44,0 %, die Steiermark mit 39,6 %, Salzburg mit 36,1 %, Oberösterreich mit 35,7 %, Tirol mit 33,3 %, das Burgenland mit 30,6 %, Niederösterreich mit 30,4 % und Kärnten mit 25,0 %.

Bezüglich der Verteilung der 161 Mandatarinnen auf die Bundesländer und die Parteien siehe die Anlagen 3 und 4.

Die Zahl der Landtagspräsidentinnen ist mit 4 gleichgeblieben. Die Landtage im Burgenland, in Salzburg, in der Steiermark und in Tirol werden von Frauen geführt. Außerdem ist in Tirol das gesamte Präsidium des Landtages (Präsidentin und 2 Vize-Präsidentinnen) in weiblicher Hand.

 

8. Bürgermeisterinnen

Per Februar 2022 gibt es in Österreich 199 Bürgermeisterinnen (gegenüber 196 im Vorjahr); das sind 9,5 % aller Gemeindevorsteher. Somit ist gegenüber dem Vorjahr die Zahl der Bürgermeisterinnen um 3 Personen und anteilsmäßig um 0,1 Prozentpunkte gestiegen. Über dem Durchschnitt liegen lediglich Niederösterreich mit 12,9 % und Oberösterreich mit 10,7 %. Der Anteil in den übrigen Bundesländern sieht wie folgt aus: die Steiermark mit 8,0 %, das Burgenland, Salzburg und Kärnten mit je 7,6 %, Vorarlberg mit 6,3 % und Tirol mit 6,1 %.

Im EU-Vergleich ist der Frauenanteil in Österreich mehr als bescheiden. Dieser liegt nämlich im Durchschnitt aller EU-Staaten bei 17,4 %.

Nähere Details sind der Anlage 5 zu entnehmen.

 

9. Gemeinderätinnen

Laut dem Österreichischen Gemeindebund beträgt der Frauenanteil bei den Gemeinderätinnen in Österreich – wie im Vorjahr – 24,6 %. Demnach gibt es derzeit 9.757 weibliche Mitglieder von Gemeinderäten.

Im europäischen Vergleich liegt Österreich nach wie vor deutlich unter dem EU-Durchschnitt. Dieser beträgt bei den Gemeinderätinnen in allen EU-Staaten 34,4 %.

Anlage 1

Landesregierungen / Frauen

(Februar 2022)

Bundesland Mitglieder-zahl Anzahl der Frauen Frauen-anteil
Burgenland 5 2 40,0 %
Kärnten 7 3 42,9 %
Niederösterreich 9 3 33,3 %
Oberösterreich 9 3 33,3 %
Salzburg 7 2 28,6 %
Steiermark 8 4 50,0 %
Tirol 8 4 50,0 %
Vorarlberg 7 3 42,9 %
Wien* 13 5 38,5 %
Summe der Regierungsmitglieder 73** 29 39,7 %
(Summe der amtsführenden Reg.Mitglieder) 68 27 39,7 %

*       Darin sind die fünf nicht amtsführenden Stadträte (2 ÖVP, 2 Grüne und 1 FPÖ) enthalten. Zwei Funktionen werden von Frauen bekleidet; drei von Männern.

Würde man die fünf nicht amtsführenden Stadträte davon abziehen, ergäbe sich ein Frauenanteil in Wien von 37,5 % (3 von 8 Personen).

**     Diese Zahl würde sich bei Nichtberücksichtigung der fünf nicht amtsführenden Stadträte in Wien auf 68 verringern.

Anlage 2

Frauen in den Landesregierungen inkl. Verteilung nach Parteien

(Februar 2022)

Bundesland Mitglieder- zahl/LReg Anzahl der Frauen Frauen-anteil ÖVP SPÖ FPÖ Grüne NEOS
Burgenland 5 2 40,0 % 0 2 0 0 0
Kärnten 7 3 42,9 % 0 3 0 0 0
Niederösterreich 9 3 33,3 % 2 1 0 0 0
Oberösterreich 9 3 33,3 % 2 1 0 0 0
Salzburg 7 2 28,6 % 1 0 0 0 1
Steiermark 8 4 50,0 % 2 2 0 0 0
Tirol 8 4 50,0 % 2 0 0 2 0
Vorarlberg 7 3 42,9 % 2 0 0 1 0
Wien* 13 5 38,5 % 1 3 0 1 0
Summe 73 29 39,7 % 12 12 0 4 1

*          Darin sind die fünf nicht amtsführenden Stadträte enthalten.

Anlage 3

Frauen in den Landtagen

(Februar 2022)

Bundesland Mitglieder-zahl/LT Anzahl der Frauen Frauenanteil
Burgenland 36 11 30,6 %
Kärnten 36 9 25,0 %
Niederösterreich 56 17 30,4 %
Oberösterreich 56 20 35,7 %
Salzburg 36 13 36,1 %
Steiermark 48 19 39,6 %
Tirol 36 12 33,3 %
Vorarlberg 36 16 44,4 %
Wien 100 44 44,0 %
Summe 440 161 36,6 %

 

Anlage 4

Frauen in den Landtagen (inklusive Parteizugehörigkeit)

(Februar 2022)

Bundesland Mitglieder- zahl/LT Anzahl der Frauen Frauen-anteil ÖVP SPÖ FPÖ Grüne NEOS Sonst.
Burgenland 36 11 30,6 % 3 6 1 1 0 0
Kärnten 36 9 25,0 % 1 7 1 0 0 0
Niederösterr. 56 17 30,4 % 6 5 2 2 2 0
Oberösterr. 56 20 35,7 % 7 5 2 4 1 1 (MFG)
Salzburg 36 13 36,1 % 5 4 2 1 1 0
Steiermark 48 19 39,6 % 9 5 1 3 0 1 (KPÖ)
Tirol 36 12 33,3 % 6 3 1 1 0 1 (Fritz)
Vorarlberg 36 16 44,4 % 7 2 2 4 1 0
Wien 100 44 44,0 % 10 21 1 8 4 0
Summe 440 161 36,6 % 54 58 13 24 9 3

 

Anlage 5

Bürgermeisterinnen im Februar 2022

Bundesland Anzahl der Gemeinden Anzahl der Bürger-meisterinnen Frauenanteil
Burgenland 171 13 7,6 %
Kärnten 132 10 7,6 %
Niederösterreich 573 74 12,9 %
Oberösterreich 438 47 10,7 %
Salzburg 119 9 7,6 %
Steiermark 286 23 8,0 %
Tirol 277 17 6,1 %
Vorarlberg 96 6 6,3 %
Wien 1 0 0
Summe *2.093 199 9,5 %

Quelle: Österreichischer Gemeindebund

*         Die Gesamtzahl der Gemeinden hat sich gegenüber dem Vorjahr um zwei verringert (Tirol)